Im Kreis Coesfeld: Mehr Möglichkeiten zur Integration schaffen

Henrichmann im Austausch mit der Caritas: Kritik an Migrationspolitik

Kreis Coesfeld. Bis zu 200.000 Asylanträge werden für dieses Jahr erwartet, erklärt der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann. Eine Zahl, die dem CDU-Innenpolitiker Sorgen bereitet: Es fehlen Wohnungen, kommunale Haushalte sind stark belastet und viele Flüchtlingsinitiativen fühlen sich bei der Integration überfordert. Über die Erfahrungen der Caritas in der Migrationsberatung sprach der Parlamentarier jetzt mit Christian Germing, Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld. Bei dem Austausch ging es darüber hinaus um den Corona-Infektionsschutz und die Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes.

Im Austausch: Der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann (l.) und Christian Germing,  Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld. Foto: Büro Marc HenrichmannIm Austausch: Der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann (l.) und Christian Germing, Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld. Foto: Büro Marc Henrichmann

„Wir müssen jedem, der verfolgt ist, Schutz gewähren“, unterstrich Henrichmann. Kritisch sieht er dagegen die Migrationspolitik der Bundesregierung. „Sie erlaubt de facto jedem, der hier ist, auch zu bleiben“, stellte er fest. Das gelte selbst für diejenigen, die ihre Identität verschleiern und sich nicht integrieren lassen wollen, erklärte der Abgeordnete. Eine europäische Lösung wünschte sich Germing, auch sollten Verfahren beschleunigt werden. „Wir müssen auf der einen Seite schneller klären, wer eine Bleibeperspektive hat“, betonte er. „Auf der anderen Seite müssen Geflüchtete mit einer Duldung schneller Integrationsangebote zu einer dauerhaften und rechtssicheren Bleibeperspektive erhalten.“

Besonders sei die Situation bei geflüchteten Ukrainern. Der Wunsch, möglichst schnell in die Heimat zurückzukehren, sei spürbar zurückgegangen, berichtete Germing. Etwa drei Viertel derjenigen, die die Caritas berät, möchten nun dauerhaft bleiben und mit ihren Kindern eine Zukunft in Deutschland aufbauen „Die Bereitschaft, Deutsch zu lernen und sich zu integrieren, ist groß. Wir müssen aber auch die Möglichkeiten dafür schaffen“, erklärte er. Viele Förderprogramme, um diese Menschen beispielsweise bei der Integration in Arbeit zu begleiten, seien jedoch befristet. „Wir benötigen aber eine verlässliche Finanzierung.“

Dem Abgeordneten gab Germing noch mit auf den Weg nach Berlin, dass Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen von der Bundesregierung oft übersehen würden. Das gelte für die Regelungen im Infektionsschutzgesetz, aber auch für die Entlastungen bei den Energiekosten. Henrichmann sicherte zu, dies bei den Fachpolitikern seiner Fraktion anzusprechen und die Ampel auf bestehende Defizite aufmerksam zu machen.