Wer die Resonanz auf die Einladung ins Haus Waldfrieden zum Gradmesser macht, muss annehmen, dass in Dülmen bald jede Menge neuer Windparks entstehen könnten.
Die CDU hatte am Donnerstag Experten eingeladen, um zu zeigen, wie Dülmen von der beschlossenen Energiewende profitieren kann.
Moderator Dr. Josef Gochermann (r.) in der Diskussion mit dem Podium aus kommunalen, regionalen und landesweiten Experten im Bereich der Energiepolitik. Heinz Thier von der Landwirtschaftlichen Buchstelle Münster hat schon viele Nachbarschaften in der Region auf den Weg zum „bäuerlichen Bürgerwindpark“ begleitet, und sein Credo lautet: „Machen Sie es selbst, beziehen Sie alle Nachbarn mit in das Projekt ein, und trauen Sie keinem Makler, der auf ihrem Grundstück einen Windpark errichten will.“ Letztere sorgten meist mit überzogenen Renditeversprechen für Ärger. Dabei sei der erste Schritt gar nicht teuer: „Erst mal muss festgestellt werden, ob das Grundstück geeignet ist, dann kann ein Antrag gestellt werden.“ Natur- und Artenschutz, aber auch die Bürgerinteressen müssten berücksichtigt werden. Willi Wessels, Fraktionsvorsitzender der CDU, plädierte für Tabuzonen, die ausgewiesen werden sollten, um Bürgern die Angst vor den Windmühlen zu nehmen.
„Sorgen Sie dafür, dass Ihre Investition nicht an der Düsseldorfer Kö landet, sondern in der Region Früchte trägt“, appellierte auch Rainer Deppe, umweltpolitischer Sprecher der CDU im Landtag, an die potentiellen Stromproduzenten, ihren Windpark in die eigene Hand zu nehmen.
Dr. Josef Gochermann, Professor für Technologiemanagement, hatte zuvor erklärt, dass niemand wissen könne, welche Auswirkungen die dezentrale Stromerzeugung auf den Strompreis haben werde. „Sicher ist aber, dass Riesen-Investitionen in dezentrale Anlagen gesteckt werden.“ Dafür, ergänzte Deppe, müssten vielleicht nicht ganz so viele gigantische Überlandleitungen gebaut werden, wie häufig angenommen. „Die Windenergie wird die ertragreichste und günstigste, und damit auch die bedeutendste regenerative Energie werden“, prognostizierte Deppe.
Auf Johannes Röken, Leiter der Stadtwerke, wird viel Arbeit zukommen, wenn die mit rund drei Megawatt viel leistungsstärkeren Windanlagen gebaut werden: „Wir haben hier noch Engpässe im Netz“, räumte er ein. Gespräche mit den RWE liefen bereits. Für die zusätzliche Stromeinspeisung aus Merfeld seien schon 1,1 Millionen ins Stromnetz investiert worden. Auch Stadtbaurat Clemens Leushacke begrüßte die Idee kleiner Windpark-Gemeinschaften: „Ich habe Sympathie für diese Art von Bürger-Windparks.“ Er schlug vor, dass sich Interessierte bei der Stadt melden, um gemeinsam zu überlegen, wie was daraus wird.
Fest steht: Die bisherigen Vorranggebiete, die für Windkraft reserviert waren, sind Geschichte. In Zukunft könnten Grundstücksbesitzer an vielen Orten aktiv werden. Und hierfür bietet – darin waren sich alle einig – das Münsterland von seiner Besiedlungsstruktur her optimale Voraussetzungen.